Jahrestagung 2011 der PSNV in Gondelsheim

Notfallseelsorger orientieren sich auf Landes- und Bundesebene

Die Jahrestagung der PSNV - Psycho Soziale Notfall Versorgung - für Stadt- und Landkreis Karlsruhe fand am Samstag 28. Mai 2011 im Feuerwehrhaus Gondelsheim statt.
Diese Veranstaltung diente dem gegenseitigen kennenlernen, der über den gesamten Bereich Stadt- und Landkreis verstreuten Einsatzkräfte.
Bürgermeister Markus Rupp begrüßte 53 Vertreter von Notfallseelsorge (NFS), Einsatznachsorge (ENT), DRK-PSU und Fachberater Seelsorge der Feuerwehr (Notfallseelsorge für Einsatzkräfte), Beirat der NFS, Vertreter von KA-Stadt, Landkreis KA, Polizei und Landesfeuerwehrschule (LFS) und der Arbeitsgemeinschaft PSNV und stellte die Gemeinde Gondelsheim vor.
Anlass, dass diese Jahrestagung nach Gondelsheim kam, war Robert Austen, der 2010 zum Diakon geweiht wurde und als Mitglied von Feuerwehr und DRK als Notfallseelsorger für Einsatzkräfte tätig ist; so Feuerwehrkommandant Wolfgang Heck.
Die Jahrestagung der Notfallseelsorge wurde durch ein Weiterbildungsseminar, um die gemeinsame Arbeit mit Fachthemen zu unterstützen, ergänzt.

Ein Konzept für Großschadenslagen , dass derzeit in der Polizeidirektion KA erarbeitet wird, wurde vorgestellt von POR Martin Plate vom Polizeipräsidium KA. Er ist auch Leiter des Polizeirevier KA-West und Leiter der EA Betreuung de r Lan de spolizeidirektion im Regierungsbezirk Karlsruhe. Der " Polizei-AK PSNV" trägt damit unterschiedliche (Organisations-)Konzepte zusammen, die bei größeren Schadensereignissen (GSE) zum Einsatz kommen. Damit kann die polizeiliche "Sonderkommision große Schadenslage" (SGS) bei Katastrophen, Entführung, Geiselnahme, Erpressung oder Terror pflichtgemäß nach PD100 "Amoklagen, Anschläge, PMK" (PMK = politisch motivierte Kriminalität) Betreuungsgruppen zum Einsatz hinzuziehen.
Nach verschiedenen schrecklichen Ereignissen überdenkt somit die Polizei ihre Einsatztaktik bezüglich PSNV. - Zugunglück in Eschede 1998 - Amoklauf in Erfurt 2002 - Flugzeugabsturz Überlingen 2002 - haben gezeigt, dass größere Schadenslagen professionelle Betreuung der Opfer und ihrer Angehörigen, sowie der Einsatzkräfte vor Ort, erfordern. Die Polizei will aber solche Kräfte nicht selbst vorhalten, sondern die bereits vorhandenen Strukturen der Notfallseelsorge nutzen, auch wenn sie eine eigene Polizeiseelsorge hat. Die allgemeine PSNV soll auf der Ebene des Regierungsbezirks organisiert werden.

POR Martin Plate unterstreicht damit, dass die Zusammenarbeit von Polizei und PSNV wichtig ist zur Unterstützung bei großen Einsätzen. Die PSNV übernimmt dabei die Betreuung und Begleitung von Betroffenen als Vorbereitung (Angst nehmen) auf (Zeugen-) Befragung durch die Polizei. Die Beachtung der Persönlichkeitsrechte Betroffener ist dabei wichtige Aufgabe z.B. zwecks Abschirmung von Opfern, Angehörigen und Tätern im Bereich der Betreuungsstelle oder des Krankenhaus.
Bei der Betreuung wird auch erfasst, wer betreut wird - Namen, Adresse von vorhandenen und gesuchten Personen -, so dass die SGS-Arbeit damit unterstützt wird. Das DRK hat besonders in der Personenerfassung /-suche Erfahrung.

Der Einsatz der PSNV geht bis hin zur Fürsorge für die Einsatzkräfte. Letztendlich wird im Konzept für Großschadenslagen berücksichtigt die Schnittstelle zur PSNV:
- Unterschiedliche Strukturen in den Landkreisen und bei den Trägern der PSNV
- Ausgebildete Kräfte mit eigenem Auftrag.
- Identische Interessen belassen (z.B. räumliche Unterbringung)
- Parallele Wahrnehmung des polizeilichen Auftrages
- Identifizierung / Sicherung von Personen- und Sachbeweisen - Zeugenaussagen, Lichtbilder u.s.w.
- Koordination der Betreuungsmaßnahmen durch die Polizei.

Dekanatsreferent Peter Bitsch dankte als Leiter der Arbeitsgemeinschaft PSNV dem Referenten und allen Zuhörern mit einer großen Praline, denn das ganze sei DUPLO:
Durchdacht, Unterschiedlich, Praktikabel, Leistungsstark, Orientierend.
und schickte alle in die Kaffepause.

Einheitliche sprachliche Grundlagen und Qualitätsstandards für die Aus- und Fortbildung in der PSNV, sowie Empfehlungen zur Einbindung der PSNV in Einsatzstrukturen war das 2. Thema des Weiterbildungsseminars, vorgetragen von Frau Blank-Gorki vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Abteilung I - Krisenmanagement, Referat I.5 - Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) an der Akademie für Krisenmanagement in Ahrweiler.
Dabei ging es um die Entwicklung bundesweiter PSNV-Standards und Leitlinien mit wissenschaftlicher Absicherung der PSNV-Konzepte als institutionelle Klammer, gestützt auf alle davon betroffenen Organisationen und Einrichtungen wie z.B. Bund, Länder, Bundeswehr, THW, Feuerwehr, Rettungsdienste bis hin zum Berufsverband Deutscher Psychologen e.V.

Eckpunkte sind dabei z.B.
- modifiziertes Delphi-Verfahren
- IT-gestützter Arbeits- und Abstimmungsprozess
- Informationsmanagement
- PS-Krisenmanagement mit strukturellen Regelungen
- Einsatzalltag
- Schnittstellen mit Zuständigkeitsvernetzung
- Aus- und Fortbildung
Die Soziologin aus Heidelberg informierte über: Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien .

Fazit zum Ende dieser Tagung war:
Insgesamt ist man sich einig: PSNV beinhaltet die Gesamtstruktur und die Maßnahmen der Prävention (Vorsorge), sowie der kurz und mittelfristigen (Nach-)Versorgung betroffener Personenkreise.
Teile davon sind in Baden-Württemberg bereits umgesetzt (lt. LFS).


Bericht: Robert Austen